Erich Oswald Reinhold Köhn (* 1. Februar 1870 in Schlawe, Pommern; † 10. Juni 1945 in Berlin) war ein deutscher Architekt.

Leben

Er wurde als Sohn des Eisenbahn-Telegrafisten Friedrich Köhn und dessen Ehefrau Louise geb. Vollbrecht geboren.

Köhn kam 1891 als gelernter Maurer und Bautechniker nach Berlin und war bis 1899 für die Königlichen Bauräte Havestadt & Contag, Atelier für Ingenieurbauten und Architektur tätig. In dieser Zeit war er bei der Ausführung der Neubauten des Wilmersdorfer Rathauses, der Feuerwache, der evangelischen Auenkirche (1897) nebst Konfirmandenhaus maßgeblich beteiligt, sowie für Entwurfsarbeiten, Bauleitung und Abrechnung mehrerer Wohn- und Geschäftsgebäude und Villen verantwortlich.

Danach arbeitete er als Baukontrolleur („Postbausekretär“) bei der Kaiserlichen Ober-Post-Direktion.

Am 1. September 1900 war er Mitbegründer des Beamten-Wohnungs-Vereins (BWV) zu Berlin, wurde in den Verwaltungsrat gewählt und leitete bis 1906 das technische Büro mit zwölf Architekten und Bauführern. In dieser Zeit errichtete Erich Köhn „nebenamtlich“ für den BWV insgesamt zehn Wohnanlagen (Prenzlauer Berg, Wilmersdorf, Mitte, Steglitz, Moabit, Charlottenburg, Friedrichshain, Dahlem, Neukölln) mit ca. 1800 Wohnungen. Alle Gebäude sind noch erhalten und stehen mittlerweile unter Denkmalschutz.

Erich Köhn gilt auch als Reformer der Mietwohnungen. Arbeiterfamilien sollten in hellen einzelnen Wohnungen mit eigener Küche mit Speisekammer und eigenem Bad mit Toilette wohnen. Er wollte von den ursprünglichen Mietshäusern mit ihren dunklen Hinterhöfen weg. So schuf er grüne, bepflanzte, zur Straße geöffnete Höfe, Balkone und Loggien. Selbst Erker, Türen, Fenster und Treppengeländer entwarf und zeichnete er selbst und so zeigen alle von ihm entworfenen Häuser mit dem favorisierten Krüppelwalmdach seine Handschrift. Bevor er mit der Bauplanung eines Gebäudes begann, ließ er einen Wünschelrutengänger das Gebiet ablaufen, um störende Wasseradern auszuschließen. Und er ließ jedes seiner Häuser segnen. Erich Köhn kündigte sein Dienstverhältnis zum 30. September 1906 beim BMV.

Am 23. Januar 1905 wurde Erich Köhn von der Kaiserin der Königliche Kronenorden vierter Klasse verliehen, u. a. für den Bau des „schwimmenden Schifferheims“, ein Kirchenboot für die Fluss- und Kanalschiffer (Einweihung am 13. November 1904 im Humboldthafen). 1906 wurde von Erich Köhn ein Schifferkinderheim entworfen und 1907 in Teltow (Oderstraße/Boberstraße) als erstes Schifferkinderheim in Deutschland eröffnet. Es wurde seinerzeit mit Spendenmitteln finanziert aber nie ganz – so wie ursprünglich von Erich Köhn geplant – fertiggestellt. Es wurde nach der Wende renoviert und dient heute als Jugendzentrum.

Ab 1906 war Erich Köhn als freischaffender Architekt tätig (u. a. Landhaus Hulda in Berlin-Schlachtensee, Mietshäuser Moosdorferstraße und Am Treptower Park, Landhaus Damm, Landhaus Bingerstraße).

1907 wurde er gerichtlich vereidigter Bausachverständiger beim Königlichen Landgericht II und vereidigter Bauschätzer für die Landfeuersozietät der Provinz Brandenburg und Kreistaxator im Kreise Teltow.

Um 1907 zog er mit seiner Frau Magdalena Clara Martha, geb. Befeldt (7. Februar 1869 – 4. September 1956) und seinen drei Kindern (Helmut, geb. 12. März 1897, Gerhardt, geb. 3. Januar 1899 und Hildegard, geb. 22. November 1900) in die Gertraudstraße 10, ein von ihm entworfenes Haus mit seinem Architekturbüro und mehreren Mietwohnungen.

Am 14. Juni 1920 ist Erich Köhn in den Bund Deutscher Architekten aufgenommen worden.

Am 10. Juni 1945 verstarb Erich Köhn in seiner Wohnung in Berlin-Zehlendorf. Als Todesursache wird Magenverhärtung und Herzmuskelschwäche genannt.

Nach seinem Tod wurden – auf seinen Wunsch hin – alle Pläne und Skizzen, die sich in seinem privaten Besitz befanden, verbrannt.

In Berlin stehen heute zahlreiche von Köhns Bauten unter Denkmalschutz.

Bauten

Weblinks

Belege


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